Adria 2020


Unsere Tickets für die DFDS Autofähre von Amsterdam/Ijmuiden nach Newcastle lagen schon seit Anfang Januar bereit. Wir hatten schon einige Ziele, welche wir besuchen wollten, auf einer Liste zusammengetragen und uns Gedanken über die mitzunehmende Fotoausrüstung gemacht. Da die Heizung in der Wohnkabine seit einiger Zeit nach dem Abschalten auf Störung ging, hatte ich eine neue Truma Gasheizung bestellt und sie in der Wohnkabine eingebaut, samt einer moderneren Steuerung und neuer Warmluftverteilung. Das oftmals feuchtkalte Wetter in Schottland konnte also kommen - kam aber nicht...
Stattdessen kam Corona und damit Reisebeschränkungen, Einreiseverbote und Fährausfälle. Das betraf auch unsere Fähre, 14 Tage vor der geplanten Abfahrt bekamen wir Bescheid, dass sie nicht fahren wird.

Also sollte kurzfristig ein neues Ziel her. Dominic und ich hatten beide jeweils 5 Wochen genehmigten Urlaub, und den wollten wir, wenn es ging, nicht nur Zuhause verbringen. Schottland fiel ja aus, Skandinavien war auch nur bedingt offen, nun ging unsere Planung in die entgegengesetzte Richtung. Und so machten wir uns mit dem 130er auf in Richtung Süden. Nach einer Zwischenübernachtung war unser erstes Ziel zum Beine vertreten nun das Schloss Neuschwanstein und seine nähere Umgebung.
 


die Pöllatschlucht unterhalb von Neuschwanstein

Anschließend durchquerten wir Österreich und gelangten nach Slowenien. Da das Wetter sehr regnerisch war und für die kommenden Tage auch keine Besserung in Aussicht stand, wandten wir uns der Küste zu. Dort war es sehr warm und auch den Regen ließen wir hinter uns. Slowenien hat ca. 2 Mio. Einwohner, von denen etwa 1,98 Mio. (ich habe jetzt nicht genau gezählt, das ist eine grobe Schätzung...) an der slowenischen Mittelmeerküste ihren Urlaub verbrachten. Aber bis nach Kroatien war es nicht weit und dort war es deutlich entspannter von den Besucherzahlen. Rovinj, unser erster Übernachtungsplatz in Kroatien, ist eine sehr schöne kleine Hafenstadt, die Altstadt ist wirklich einen Besuch wert und lecker Eis gab es auch ;-)
Zudem waren nur sehr wenige Menschen in den Gassen der Altstadt und am Hafen unterwegs. Am Abend suchten wir uns ein kleines Restaurant mit Außenbewirtung und sahen beim essen auf den schönen Hafen.




Tags darauf besuchten wir in Pula das noch gut erhaltene Amphitheater. Der aus dem ersten Jahrhundert stammende Bau ist heute die sechstgrößte Arena weltweit. Zur damaligen Zeit fasste das Kolosseum über 25.000 Zuschauer. Heute finden dort allerdings eher Konzerte als Gladiatorenkämpfe statt.




Wir folgten weiter der Küste Istriens bis zur Kvarner Bucht, wo wir die größte Insel Kroatiens, Krk erreichten. Wir hatten Glück, die Brücke war für genau diesen Zeitraum gerade mautfrei und so konnten wir kostenlos auf die Insel fahren. War es zuvor an der Küste mit 34° schon recht warm, so war es auf Krk noch einmal eine Ecke heißer. Nur gut, dass wir eine nagelneue Heizung in der Wohnkabine hatten... Es wehte aber auch kein laues Lüftchen, welches ein wenig Abkühlung gebracht hätte, sodass wir die Insel schon nach 2 Tagen wieder verließen. Wir wollten weiter zu den Krka-Fällen. Dort ist es bewaldet und durch das fließende Wasser erhofften wir uns angenehmere Temperaturen.

Nur wenige hundert Meter vor dem Parkplatz für den Park, gab es einen kleinen Campingplatz. Wir hatten den gesamten Platz für uns alleine, sogar der Betreiber ist am Abend nach Hause gefahren. Uns hat er gesagt, dass er erst am nächsten Nachmittag wiederkäme, um zu schauen, ob nicht doch noch ein Übernachtungsgast auftaucht. Am nächsten Morgen waren wir aufgrund der geringen Entfernung also zeitig am Park und genossen die schönen Wasserfälle und die deutlich kühleren Temperaturen als an der sonnigen und heißen Küste. Auf hölzernen Stegen läuft man im Schatten am und über dem fließenden Wasser entlang und gelangt so zu immer weiteren Wasserfällen.







Für uns ging es nun wieder zurück an die Küste, Trogir und seine schöne Altstadt war unser nächstes Ziel. Dort war es allerdings deutlich besser besucht und in der Altstadt war am Abend ganz gut was los. So blieben wir nicht lange. Zu viele Menschen, auch wenn es draußen war, war in diesen Zeiten nicht unser Ziel. Mit einem großen Eis in der Hand ließen wir mit etwas Abstand das Treiben auf uns wirken und verabschiedeten uns bald wieder von der schönen Stadt.





Aufgrund der recht hohen Temperaturen, beschlossen wir nicht weiter in den Süden zu fahren, sondern uns wieder auf den Weg zurück nach Slowenien zu machen. Auf dem Weg die Küste entlang luden kleine Plätze und Buchten zum Baden und Pausieren ein. Das glasklare Wasser bot eine willkommene Abkühlung, so ließ es sich aushalten.


Bevor wir aber Kroatien verließen, besuchten wir noch den Naturpark Plitvice mit seinen Seen, welche durch zahlreiche Wasserfälle miteinander verbunden sind. Man kann sich mit einem Shuttle zu einem Ende des Parks fahren lassen und dann an den Seen entlang wieder zurückwandern, wobei ein Teil der Strecke mit einem elektrisch angetriebenen Boot zurückgelegt wird. Auch hier sind durch die vielen Bäume und das Wasser die Temperaturen viel angenehmer, als an der aufgeheizten Küste. Aber es durch den trockenen Sommer war schon deutlich weniger Wasser da, als bei meinem letzten Besuch einige Jahre zuvor.
Auf einem Plakat in der Nähe sahen wir ein Bild von einem Wasserfall, welcher nicht zum Naturpark Plitvice gehörte aber recht schön aussah. Nach etwas Recherche fanden wir heraus, dass es sich um den Wasserfall Štrbački Buk des Flusses Una handelt. Der Wasserfall liegt genau an der Grenze von Kroatien zu Bosnien im Naturpark Una, wo er der größte Wasserfall ist. Am besten ist er wohl von der bosnischen Seite aus zu erreichen, der Grenzübertritt dorthin, bzw. die Rückkehr nach Kroatien war aufgrund der Pandemie aber zu der Zeit nicht möglich. Also fuhren wir auf kleinen Wegen von der kroatischen Seite an den Fluss, bis wir den Wasserfall erreichten. Dort war außer uns keine andere Menschenseele unterwegs und so konnten wir auch ganz entspannt unser Camp für die Nacht unweit des Flusses aufschlagen.




 


In Slowenien stolperten wir, auf der Suche nach einem Camp, zufällig in den kleinen Naturpark Rakov Škocjan. Hier hat sich der Bach Rak im Laufe der Zeit durch das Karstgestein gefressen und eine kleine Schlucht gebildet. Nach einem etwas abenteuerlichen Abstieg, sind wir stolz ganz unten in der Schlucht angekommen zu sein. Ein bisschen wird unsere bergsteigerische Leistung jedoch durch die Anwesenheit einer Schulklasse geschmälert, deren Schüler den Abstieg deutlich eleganter hinter sich brachten als wir beiden kurzbeinigen Flachlandtouristen...
Der Landschaft allerdings tat das natürlich keinen Abbruch und wir erkundigten sie ausgiebig.

            




Nun ging es an unser eigentliches Ziel in Slowenien, den See Bled. Am Anfang unserer Tour hatten wir das Ziel ausgelassen, da das Wetter zu dem Zeitpunkt anstrengend feucht war und wir keine große Lust verspürten dort im Regen herumzulaufen und zu fotografieren. Nun war das Wetter jedoch sehr schön und wir bezogen Stellung auf dem Campingplatz direkt am See. Von hier aus konnte man prima die Gegend zu Fuß erkunden, was wir auch taten.



Bevor wir uns aufmachten in den nahen Triglev Nationalpark, nutzen wir noch einen Supermarkt zum auffüllen unserer Vorräte. Während Nicky die Besorgungen erledigte, wartete ich draußen auf dem Parkplatz im Auto. Ich mag nicht mehr so gerne in Supermärkten einkaufen. Früher konnte man sich durch das schnelle zusammenschieben unbeaufsichtigter Einkaufswagen in den Gängen noch etwas Geld hinzu verdienen aber heute stecken da überall nur noch diese blöden Plastik Chips drin...
Schnell erreichten wir auf gut ausgebauten Straßen den Triglev Nationalpark und
wanderten zu verschiedenen Wasserfällen in der Umgebung. Die alpine Landschaft ist wunderschön, die Leute sehr nett und man konnte gut essen gehen. Es gab zahlreiche schöne Wanderwege, welche immer wieder mit tollen Aussichten belohnt wurden.




 


Ganz in der Nähe vom Pericnik Wasserfall trafen wir ein sympathisches junges Pärchen, welches auch gerade den Wasserfall besichtigt hatte. Sie mochten unseren Land Rover mit seinem Reiseaufbau gerne leiden und hatten uns deswegen angesprochen. Ich hatte die beiden schon beim ersten ansehen ins Herz geschlossen. Nach einem netten Gespräch sagten sie, es wäre nicht weit zum Wasserfall und der Wanderweg sei gut zu bewältigen. Den Jeep könnten wir hier stehen lassen. Mein Gesicht zog sich zusammen als hätte ich gerade in eine Zitrone gebissen und ich spürte wie unsere junge aufkeimende Freundschaft schneller zerbröselte als ein Knäckebrot, welches unter einen ICE geraten ist. Ich konnte die beiden aufdringlichen Typen vom ersten Augenblick an nicht leiden und so verabschiedeten wir uns schnell und machten uns mit den Fotoapparaten auf den Weg zum Wasserfall.
Immer wieder führt uns unser Weg an die Soca, einem der wohl schönsten Flüsse Europas. Und er wird auch seinem Ruf immer wieder gerecht und zeigt sich von seiner besten Seite. Das smaragdfarbene Wasser, welches die Felsen umspült, ist eine wahre Augenweide.


Nach einem Abstecher zum Bohinjer See, dem größten Natur See Sloweniens, fahren wir abermals nach Bled. Wir wollen noch einmal an den schönen See, bevor wir Slowenien verlassen.


Nachdem wir wieder die slowenische Mittelmeerküste erreicht hatten, fuhren wir weiter nach Italien und über Triest nach Venedig. Wir hatten gehört, dass in der Lagunenstadt derzeit keine Kreuzfahrtschiffe anlegen dürfen und deshalb dort kaum Touristen unterwegs sind. Dominic hatte einen günstigen Wohnmobilstellplatz in der Nähe des Damms zu Venedig ausgemacht und so hatten wir unsere Bleibe für die kommenden Tage. Vom Wohnmobilstellplatz aus liefen wir den ca. einen Kilometer langen Weg zur Straßenbahnhaltestelle und fuhren von dort nur eine Station weiter bis zum Piazzale Roma, der Endhaltestelle in Venedig. In der Stadt waren in der Tat nur sehr wenige Touristen unterwegs, sodass wir stellenweise die Gassen ganz für uns alleine hatten. Lediglich an der Rialtobrücke und am Piazza San Marco tummelten sich etwas mehr Leute, aber immer noch deutlich weniger als man es ansonsten von Venedig kannte.



So bleiben wir einige Tage in der Stadt und genießen die "Leere". Man kann sehr entspannt draußen an einem der vielen Kanäle essen gehen und dabei die schöne Aussicht genießen. Die Preise sind durchaus moderat, da lohnt es sich nicht selber etwas, außer dem Fotoapparat, mit auf die Tagesausflüge zu nehmen. Und so laufen wir unbeschwert durch die Gassen der Stadt oder fahren mit dem Vaporetto, wenn unsere Füße müde sind. Abends fahren wir noch einmal mit der Straßenbahn zurück, um mit Stativen für die Kameras bewaffnet in die fotogene Stadt zurückzukehren.



In Venedig fielen mir einige leerstehende Häuser auf und auch ein paar Läden standen frei zu vermieten. Das wäre jetzt vielleicht die Zeit, eine persönliche Veränderung vorzunehmen und die Gelegenheit zu ergreifen, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Ich spielte kurz in Gedanken die Idee durch, mich dort selbstständig zu machen mit einem kleinen Ladengeschäft. Als ich mit Dominic darüber spreche, ist er von meiner brillanten Idee eines Fachgeschäftes für Alufelgen aufgrund der Region nicht sehr angetan und prophezeit mir nur geringe Umsätze. Ich muss das noch mal in Ruhe durchrechnen, ob er nur neidisch war auf meinen genialen Einfall oder ob er doch Recht haben könnte…
Wir besuchten noch die Insel Burano mit ihren berühmten bunten Häusern, bevor wir unseren letzten Abend in Venedig ausklingen ließen. Uns hat es aufgrund der wenigen Besucher sehr gut gefallen und wir waren froh, den Umweg in Kauf genommen zu haben.

ja, der Turm steht so schief...





Unser Urlaub neigte sich dem Ende und für uns wurde es nun Zeit den Heimweg anzutreten. Wir fuhren gemütlich durch Norditalien bis in die Schweiz. Dort machten wir einen kurzen Abstecher ins Maggiatal mit seinen hübsch anzusehenden Tessiner Dörfchen, wo wir auch übernachteten. Unser Frühstück am nächsten Morgen verlegten wir ans nordwestliche Ufer des Lago Maggiore, bevor wir uns wieder weiter in Richtung Heimat machten. Vorbei am schönen Vierwaldstätter See und Zugersee, bewegten wir uns nun stetig nordwärts. Wir passierten Zürich und kamen bald nach Schaffhausen, dem gleichnamigen Hauptorts des Schweizer Kantons, wo wir noch eine Pause am Rheinfall machten und uns von der Gischt des beeindruckenden Wasserfalls berieseln ließen. Anschließend überquerten wir die Grenze zurück nach Deutschland und fuhren am Bodensee vorbei wieder nach Hause ins beschauliche Niedersachsen, wo wir dann wieder von der Ferne träumen...