Algerien
Februar 2002: Mit 4 Fahrzeugen ging es diesmal gen Süden um dem schlechten Wetter in Norddeutschland zu entfliehen. Mit dabei waren: Holger und Jürgen im Borgward B522, Frank und Wiebke im Landrover 109 SIII, Thorsten und Bianca in ihrem Toyota LJ70 sowie Jens und ich (Thomas) mit meinem 110er. Von Delmenhorst aus fuhren Thorsten, Bianca, Jens und ich gemeinsam, die anderen sollten wir in Italien treffen. Die 1300 Km bis zur Fähre in Genua verliefen ohne besondere Vorkommnisse. In der Schweiz regnete es in einer Tour, erst in Italien ließ sich die Sonne sehen. Da wir noch Zeit hatten bis zur Abfahrt der Fähre, fuhren wir die Küste Richtung Westen entlang und kamen über Portofino nach Sestri Levante wo wir einen Campingplatz fanden, welcher schon jetzt, im Februar geöffnet hatte. Wir waren die einzigen Gäste auf dem Platz und so wurde es eine ruhige Nacht. Am nächsten Tag machten wir uns auf zum Fährhafen nach Genua, wo wir die beiden anderen Fahrzeugbesatzungen treffen wollten. Nach dem Einchecken sahen wir dann auch die anderen Mitfahrer unserer Gruppe. Sie waren schon vor uns im Hafen angekommen und hatten sich Plätze in den vorderen Reihen erkämpft. Auch ein befreundetes Pärchen aus dem Roverclub haben wir noch an der Fähre getroffen. (Hallo Tani, hallo Eugen)
Die Carthage
Nachdem wir die Fahrzeuge auf
die Carthage gefahren und unsere Kabinen bezogen hatten, ging es gleich
aufs Deck. Beim Verladen herrschte das reinste Chaos. Da Libyen zeitlich
begrenzt Fahrzeugimporte zuließ, waren viele Libyer mit mehreren Fahrzeugen
gekommen und wollten jetzt mit den Autos auf die Fähre. Die Autos
waren zum Teil so hoch beladen, dass sie nicht auf die Fähre passten
und noch vor Ort abgeladen werden mussten. 2 Fahrzeuge mussten
sogar mit einem Gabelstapler auf die Fähre gebracht werden. Als wir
mit drei Stunden Verspätung ausliefen, standen auf dem Platz noch immer
herrenlose Waschmaschinen und Kühlschränke herum.
Die Überfahrt nach Tunis verlief bis auf ein bisschen
Seegang recht langweilig. Das Schiff fing natürlich genau dann an
zuschaukeln, als ich in der Dusche gerade den einen Fuß einseifte.
Ich hätte beinahe die Armaturen aus der Wand gerissen, auf meinem Weg
dem Waschbecken entgegen. Thorsten wurde Seekrank und blieb erst mal auf
der Kabine. Die Kneipen auf der Carthage waren recht öd, wenn ich da
an Skandinavische Fähren denke...
Auf der Überfahrt wurden
schon die Einreiseformalitäten für Tunesien erledigt. Das hieß
dreimal anstellen und zwar in der richtigen Reihenfolge. Aber man hat auf
dem Schiff eh genug Zeit.
In Tunis angekommen ging die Zollkontrolle sehr schnell
von statten. Wir fuhren dann noch bis ca. 35 km nördlich von Kairouan
wo wir unser erstes gemeinsames Camp aufschlugen. Über Gafsa, Tozeur
und Nefta kamen wir nach Hazoua zur Algerischen Grenze. Die Ausreise aus
Tunesien dauerte ca. 15 min. Weiter ging es zum algerischen Grenzposten
Taleb Larbi. Die Grenzbeamten waren sehr nett und haben uns beim Ausfüllen
der Einreiseformulare geholfen. Nach einer oberflächlichen Fahrzeugkontrolle
waren wir ca. 3 Stunden später eingereist. Gleich hinter der Grenze
wurden die Tanks und Kanister mit Diesel befüllt. Wir fuhren weiter
Richtung Hassi Khelifa und bogen vorher links ab, Richtung Sahan Berry, um
in den Erg Oriental zu fahren.
Begegnungen in der Wüste
Nachdem wir am nächsten Morgen
Sahan Berry hinter uns und die Luft aus den Reifen abgelassen hatten, ging
es weiter in die Dünen, denn wir wollten über Bir Djedid bis nach
Deb Deb quer durch den Erg fahren. Das Pistenfahren machte mir wieder richtig
Spaß, war es doch mittlerweile fast vier Jahre her, seit ich zum letzten
Mal im Sand gewesen bin. Die ersten kleinen Dünen wurden überquert
und sie bereiteten auch den Neueinsteigern noch keine Probleme. Am Nachmittag,
als das Camp aufgeschlagen war, haben Jens und ich aus dem 110er den Anlasser
ausgebaut. Er hatte schon in Italien den Dienst verweigert und wir nahmen
an, dass der Magnetschalter verklemmt war. Nach dem Zerlegen stellten
wir fest, dass die Spule des Magnetschalters einen Kurzschluss
hatte, also von uns unterwegs nicht zu reparieren war. Wir bauten den Anlasser
wieder ein und haben dann weiterhin den Landy jeden Morgen angeschleppt.
lebenswichtiges Feuerholz
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Die ersten Dünenüberquerungen
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Am nächsten Tag wurde die Orientierung schwieriger, da wir nicht mehr auf der Piste unterwegs waren, sondern uns selber einen Weg durch die Dünen suchten. Der Borgward musste einige Male freigeschaufelt werden und auch der 109er saß ab und an fest. Als Frank einmal an einer Düne erneut Anlauf nehmen wollte, gingen ihm erst das Talent und danach die Bodenhaftung aus. Er hatte seinen Landy so auf einen Busch gefahren, dass alle Räder frei durchdrehten. Wir hätten uns vor lachen bald in die Hosen gep... Dennoch erreichten wir nach einigen schwierigen Passagen das ehemalige Fort Mouit Er Rebah, das in einer Senke liegt. In dem Fort, welches vom Sahara-Club renoviert worden war, haben einige ganz Schlaue mit Stiften an den Wänden Werbung für ihre Internetseiten gekritzelt. Das sind doch echte Wüstenfreunde! Der Brunnen am Fort führte Wasser und so wurden erst mal die Vorräte wieder aufgefüllt.
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Abends im Camp |
Mouit Er Rebah |
Nach dem Verlassen der Senke folgte ein schwieriger Wiedereinstieg in die Dünen. Ich bin einige Male ein Stück in die Dünen hineingefahren, um einen geeigneten Weg für den Borgward zu finden. Der Borgi mit seinen 5,5 Tonnen und 72 PS war mit einigen Dünenpassagen überfordert. Wir haben meistens einen leichten Weg gesucht oder den Borgi mittels Sandblechen, Schaufeln und ziehen über die Dünenkämme gebracht, wenn es keinen anderen Weg gab.
Unterwegs
Kurz vor Bir Djedid musste noch einmal eine hohe Dünenkette gequert werden und ich war froh, als der Borgward auf der anderen Seite stand. Wir besichtigten dann die verlassenen Bunker und Gebäude, die die Franzosen hier während der Kolonialzeit errichtet hatten. Auch einen wasserführenden Brunnen haben wir gefunden.
wo kommt er her, wo will er hin?
Am Abend haben wir dann versucht Brot zu backen, ganz nach dem Vorbild des Fernseh-Australiers mit seinen gescheiten Outdoor Tips. Wenn ich ehrlich sein soll, satt sind wir nicht geworden aber wenn jemand ein Rezept für selbstgebackene Sandbleche benötigt, kann er sich an mich wenden :-) Der nächste Tag wurde sehr anstrengend. Die Dünen waren hoch und nur unter Schwierigkeiten zu überwinden. Zudem brach bei dem Borgward eine Einspritzleitung und musste erneuert werden. So bewältigten wir an dem Tag nur wenige Kilometer, hatten dafür aber Zeit um Feuerholz zu sammeln. So wurde es ein gemütlicher Abend am wärmenden Lagerfeuer, denn nach Sonnenuntergang wurde es doch recht kalt.
Der nächste Tag brachte uns wiederum hohe Dünen und einmal mussten wir den Borgward sogar komplett leerräumen, um ihn über ein Hindernis zu bekommen. Später trafen wir dann wieder auf die Hauptpiste, welche über Bir Larache zur Teerstraße führt. Es ging nun schneller voran, aber es musste öfter der Luftdruck in den Reifen den Bodenverhältnissen angepasst werden, da immer wieder Weichsandpassagen mit steinigem Untergrund wechselten.
und immer wieder schaufeln ;-)
An einem Brunnen trafen wir Jäger,
die zwei Gazellen als Beute dabei hatten. Ihr Toyota Pickup hatte auf der
Ladefläche einen ca. 500 Liter großen Zusatztank. Als sie das
Seil zum Anschleppen an meinem Landy bemerkten, wollten sie ihn gleich reparieren.
Wir mussten ihnen mehrmals klarmachen, dass wir denn Fehler
bereits gefunden hatten und es nicht zu reparieren war. Trotzdem lagen
sie abwechselnd unter dem Auto und wollten helfen.
einsames Wüstenschiff |
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lecker Abendessen |
Wir kamen weiterhin flott voran, die Piste war gut zu fahren. Etwa 8 Km vor Bir Larache gab das Getriebe vom Borgward erst hässliche Geräusche und anschließend ein defektes Kugellager von sich. Das Lager hinterließ beim plötzlichen und unerlaubten Verlassen seines Arbeitsplatzes ein Loch in dem Getriebegehäuse. Zum Glück handelte es sich dabei um einen leicht zu demontierenden Deckel. Nach eingehender Besichtigung stuften wir den Schaden als reparabel ein und Thorsten fuhr mit mir zusammen los, um Ersatz für das kaputte Lager zu beschaffen. Holger und Jürgen wollten derweil den Deckel mit Flüssigmetall reparieren. Bei Bir Larache trafen wir eine Gruppe aus Italien. Sie kamen gerade von Deb Deb und rieten uns zur Ersatzteilbeschaffung lieber nach Hassi Messaoud zu fahren. Schon weit vor der Stadt kündigten die schwarzen Rauchschwaden der Bohrcamps den Ort an. Der Ort selbst verfügt über eine gute Infrastruktur und es war kein Problem dort das passende Lager zu bekommen.
Auf dem Rückweg haben wir
eine Abzweigung verpasst, weil es mittlerweile dunkel geworden war
und wir es eilig hatten. Man hatte uns gesagt, dass das Militär
Touristen in der Nacht nicht fahren lässt, um Überfälle
zu verhindern. Wir wollten also vor der Sperrung durch die Kontrolle kommen.
Wir kamen jedoch zu spät an einem Militärposten an und mussten
direkt an der Station übernachten. Da halfen auch keine Überredungsversuche
und der Hinweis, dass unsere Freunde in der Wüste verdursten müssen,
wenn wir nicht weiterfahren dürfen. Das wir uns zu diesem Zeitpunkt
schon längst verfahren hatten bemerkten wir erst am nächsten Tag.
Wir wollten die Soldaten mit dieser Unzulänglichkeit nicht weiter belästigen
und behielten unsere Blödheit für uns. Nach einer kurzen Nacht
ging es dann morgens wieder zurück nach Hassi Messaoud. Dort konnte
ich dann auch gleich einen platten Reifen an meinem Landy flicken lassen.
Schon nach 100 km war derselbe Reifen wieder platt. Also noch mal den gleichen
Reifen wechseln :-( Nach über 800 gefahrenen Kilometern kamen
wir wieder bei den anderen an. Der Deckel war inzwischen wieder instand gesetzt
und das Lager konnte gleich eingebaut werden. Am späten Nachmittag lief
der Borgi wieder.
Abends zog ein Unwetter auf und in der Nacht hatten
wir einen Sandsturm. Der Wind blies den Sand unter den Rädern der Autos
heraus, so dass die Fahrzeuge immer tiefer einsanken. Frank musste in
der Nacht seinen 109er umstellen, da er kurz vorm Umkippen war. Frank bewunderte
die Eigenheit der Fahrzeuge, sich bei schlechtem Wetter einzugraben um seine
Bewohner zu schützen.
am Morgen nach dem Sturm
Tags darauf setzten wir unsere Fahrt fort Richtung Deb Deb. Nach ca. 70 km Piste erreichten wir die Teerstraße von Hassi Messaoud nach El Borma. Wir jedoch bogen gleich ein paar Kilometer weiter wieder ab Richtung Süden um nach Deb Deb zu gelangen. Die Straße wird nicht geräumt und so mussten wir immer wieder von der Straße runter um Dünen auszuweichen.
unterwegs nach Deb Deb
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In Deb Deb angekommen habe ich
erst mal den Reifen wieder flicken lassen. Danach wurde eingekauft und getankt.
Beim Borgward rissen beide Keilriemen auf einmal und mussten erneuert
werden. In der Wartezeit wurden wir von Kindern umlagert. Sie hatten selbst
gebastelte
Fahnen von Algerien und tauschten mit uns gegen Mützen und andere Dinge.
Bei Frank bekamen sie Luftballons. Es stellte sich jedoch heraus, dass
das eine nicht so gute Idee war. Wenn eine Horde Kinder feststellt, wie schön
es sich mit einem Luftballon "musizieren" lässt und man selbst
kann nicht weg, weil ein Fahrzeug noch repariert wird, geht einem das ganz
schön auf den Nerv. Aber insgesamt war es lustig und es war angenehm
das die Kinder nicht bettelten sondern etwas zu tauschen hatten. Die Flaggen
haben wir dann außen an die Autos gebunden. Bei folgenden Militärkontrollen
wurden wir zackig gegrüßt und die Soldaten und Polizisten freuten
sich über die Fahnen.
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endlich in Deb Deb angekommen
Wir verließen den Ort wieder in südlicher Richtung. Die Landschaft wechselte jetzt von Sanddünen auf weite flache Steinebenen. So weit das Auge reichte nur Geröll. Bald bogen wir nach Westen ab, denn wir wollten noch ein Stück der Gräberpiste fahren. Über das Plateau du Tinrhert gelangten wir nach Hassi bel Guebbour, wo wir die Fahrzeuge auftankten. Anschließend ging es weiter nach Bordj Omar Driss und Fort Flatters. Die beiden Orte sind recht schön und sauber. Das Fort wird wieder vom Militär genutzt und kann leider nicht mehr besichtigt werden. Bei Zauois s Moussa gelangten wir zum Einstieg der Gräberpiste. Zahlreiche Spuren machten die Orientierung recht leicht. Zwischen dem Plateau und dem Erg Issaouane entlang, kamen wir in flotter Fahrt gut voran.
auf der Gräberpiste
Nach ca. 160 Kilometern erreichten wir den Fuß des Gara Khanfoussa, welcher mit über 630 Metern über NN aus dem Dünenmeer des Erg Issaouane herausragt. Der Weg hierher lohnt sich wirklich. Vom Gipfel des Berges hat man in alle Richtungen einen phantastischen Ausblick auf die Dünenlandschaft.
auf dem Gipfel des Gara Khanfoussa
Der Berg sollte dann auch der
Wendepunkt unserer Reise werden. Wir wollten in aller Ruhe nach Tunesien
zurück und dort an der Küste entlang nach Tunis zur Fähre
fahren. So fuhren wir die Piste zurück. Auf den Weichsandpassagen haben
sich dann fast alle noch einmal festgefahren, als wollte uns die Wüste
einen letzten Gruß mitgeben. Über Bordj Omar Driss kamen wir dann
nach Hassi Messaoud. Weiter ging es auf Asphaltstrassen über Touggourt
und El Oued zum Grenzübergang in Taleb Larbi. Die Ausreise aus Algerien,
sowie die Einreise in Tunesien verliefen schnell und reibungslos.
Hinter Tozeur bogen wir ab nach Kebili, denn wir wollten durch den Chott El Jerid fahren. Die Strasse verläuft auf einem Damm durch den großen Salzsee. Über El Hamma kamen wir nach Gabes und damit zum Mittelmeer.
Pause
Wir nahmen die Küstenstrasse und sahen uns mehrere Orte an. An der Plage de Es Chaffer gingen wir dann auch im Meer baden. Ist aber im Februar nicht wirklich warm gewesen. Über Sfax und Mahdia gelangten wir nach Sousse. Dort schlenderten wir auch über den Basar. Das ist der reinste Touri-Nepp. Einer der Verkäufer behauptete sogar, er würde in meinem Hotel arbeiten und hätte heute seinen freien Tag. Er wollte mich beraten. So groß ist mein 110er nun auch nicht, das sich dort unbemerkt ein Angestellter verbergen könnte und so lehnte ich sein Angebot ab. (auch Jens bestätigte mir, das die Betten morgens nie gemacht wurden)
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ein paar Eindrücke aus Tunesien
Nach der Einsamkeit in der Wüste
ist es in Tunesien an den Touristenorten sehr erdrückend für
mich gewesen. In Hammam Lif besichtigten wir noch das Denkmal, wo einst die
Israelis Arafats Hauptquartier zerstören wollten, aber einen Campingplatz
bombardierten und über 70 Zivilisten töteten.
Nachdem wir an der Fähre angekommen waren und
ausgiebig geduscht hatten, wurden an Deck mit anderen Reisenden die wildesten
Geschichten ausgetauscht. So wurde es eine kurzweilige Überfahrt. Am
nächsten Morgen bekamen wir dann noch die Gelegenheit den Maschinenkontrollraum
der Carthage zu besichtigen, was sehr interessant war. In Italien, als wir
von der Fähre fuhren regnete es in strömen, Europa hatte uns
wieder. Wir fuhren noch in der Schweiz zum Rheinfall und von dort aus direkt
nach Hause.