kleine Fluchten aus dem Alltag...

Der Expeditionsmittwoch



Die Wettervorhersage für den morgigen Mittwoch (23. Februar 2022) sagte 9 Sonnenstunden voraus.
Nach der langen, grauen und anstrengend feuchten Zeit war das ja mal ein richtiger Lichtblick.
Kurz den Pegel der Hunte gecheckt – 560cm! Perfekte Bedingungen, um morgen der Arbeit fern zu bleiben. Normalerweise beträgt der Pegel nur 320cm oder liegt auch oft noch darunter
Also schnell den Chef kontaktiert und für den Mittwoch Stundenabbau vereinbart um der Beisetzung der Oma beiwohnen zu können. Den (leider berechtigten) Einwand, dass ich Oma letztes Jahr schon mehrfach beerdigt hatte, konnte ich aufgrund der Wetterlage und des hohen Pegels natürlich nicht gelten lassen und gab nur zurück das es ja nicht meine Schuld sei, wenn Opa immer gleich wieder heiratet. Eine Paddelkollegin war auch sofort begeistert von einer spontanen Tour und reichte kurzfristig Urlaub für den Tag ein.

Am Mittwochmorgen wurde also der Canadier aufgeladen – ich entschied mich für den 16“ Prospector in Royalex, da ich nicht wusste wie es mit Hindernissen nach dem vergangenen stürmischen Wochenende auf der Hunte aussah.

An der Einsetzstelle in Wildeshausen war von dem Anlegesteg nichts mehr zu sehen. Nach ein paar Stufen kam uns die Hunte schon fröhlich und voller Tatendrang entgegen. Also flugs den Canadier zu Wasser gelassen und Abfahrt.

Die erste Schnelle unter der Eisenbahnbrücke war als solche nicht mehr zu erkennen. Schon kurz hinter Wildeshausen war der eigentliche Fluss Verlauf nicht mehr immer eindeutig ersichtlich. Im Rahmen unserer Möglichkeiten folgten wir der Strömung. Allerdings fanden wir uns bald in einem Wald wieder. Im weiteren Verlauf querten wir eine größere Wiese und ein Maisfeld, bevor wir wieder auf die Hunte trafen.
Wir kamen an einem Haus vorbei, welches normalerweise von der Hunte aus nicht einmal zu sehen ist. Diesmal jedoch konnten wir es nicht nur sehen, sondern auch durch den Garten paddeln. Die dort stehende Picknick Garnitur konnte mit dem Boot angesteuert werden und auch die Rhododendronbüsche konnten wir umkurven, bevor wir uns kurz vor der Terrasse wieder nach links der Hunte zuwandten. Wir paddelten weiter auf dem Fluss, so nahmen wir zumindest an. Allerdings kreuzte die Hunte plötzlich von links kommend unsere Route. Wir waren also auf dem stillgelegten Teil des Flusses gelandet, welcher sonst keine Verbindung mehr zu dem Fluss hat. Die Hunte hatte sich ihr altes Flussbett wieder gesucht und neu belebt. Durch den überfluteten Wald zu fahren hat richtig Spaß gemacht. Im Verlauf des Flusses gab es auch deutliche Biberspuren zu sehen. Ich denke der Biber wird sich bei dem Wasserstand richtig was auf seine Dammbaukünste eingebildet haben ;-)



prima, nur noch 197 Km bis Dortmund...





fleißige Bieber gibt es auch wieder an der Hunte

Für uns war es an der Zeit die erste Pause einzulegen. Da kam es gerade Recht, das an einem Fahrradweg eine Parkbank mit schöner Aussicht stand. Ungemein praktisch war dabei, dass wir direkt bis vor die Bank paddeln konnten. So saßen wir entspannt auf der Bank, die Füße noch im Canadier und genossen unser kleines Picknick bei strahlenden Sonnenschein und einer sehr schönen Aussicht. Nach der Pause verzichteten wir auf eine weitere Befahrung des Radwegs, da wir auch nicht genau wussten wohin er führt. Stattdessen folgten wir nun wieder dem Fluss.



Auf dem folgenden Abschnitt gingen die Überschwemmungen zurück, hier lag das Flussbett der Hunte etwas tiefer. Einige umgestürzte Bäume kreuzten unseren Weg. Durch den hohen Wasserstand konnten wir jedoch meist auf der Landseite an den Bäumen vorbeifahren. Bei 2 Bäumen ging das nicht, jedoch ließen sie sich mit ordentlich Schwung überqueren. Royalex war eindeutig die richtige Wahl gewesen. An einer Fußgängerbrücke musste ich sogar leicht den Kopf einziehen, normalerweise kommt man dort nicht einmal mit dem Paddel heran.

In Dötlingen machten wir eine weitere Picknick Pause auf einer kleinen, von der Sonne beschienenen Wiese. Da schmeckten das Baguette und der Käse gleich doppelt so gut. Unsere beiden kleinen Begleiter in Form von frühen Osterhasen waren ebenfalls ganz begeistert von dem Ausflug. Noch wussten sie nicht, dass sie uns als Nachtisch dienen sollten. Ein Häschen, nennen wir es einfach Kate W., faselte etwas von Titanic und war dann auch schon vom Picknick Platz verschwunden. Wir konnten es aber schnell wieder einfangen…





Auf dem letzten Abschnitt gab es keine Überschwemmungen mehr, allerdings konnten noch immer einzelne Bäume und Büsche auf der Landseite umfahren werden. So kamen wir nach 18Km bei guter Strömung an unserem Ziel in Westrittrum an, wo wir den Canadier wieder verluden und uns auf den Heimweg machten.


Hach, das war ein richtig schöner Ausflug