kleine Fluchten aus dem Alltag...

Ilmenau


Es geht auf das Pfingstwochenende zu und die beste Ehefrau von allen und ich wollen noch einen kleinen Ausflug mit dem Kanu auf der Ilmenau machen, bevor es am langen Wochenende sicherlich recht voll wird, auf dem bei Paddlern wie auch SUP Fahrern beliebten Fluss. Am Mittwochabend kommen wir bei unserem ersten Übernachtungsziel, dem Kanu-Club Uelzen, an. Ergiebiger Regen hält nervigen Staub wirkungsvoll auf Distanz. Durch die vom Regen verschlierten Autoscheiben schaue ich nach draußen. Pah, dass bisschen Regen macht doch nichts…
Solange ich noch im warmen und trockenen Auto sitze, ist meinem Heldentum kaum eine Grenze gesetzt. Dabei weiß ich genau, dass meine Kühnheit schnell nachlässt, wenn ich erst einmal nass werde oder anfange zu frieren...
In einer Regenpause bauen wir das Zelt auf und richten uns ein.

Später wird das Wetter etwas besser und wir schmeißen noch fix den Grill an. Ein leckerer Strauß Bratwürste ist schnell zubereitet, ein schönes Stück vom Rind rundet die Mahlzeit perfekt ab. Gemüse oder son Kram lasse ich weg, um meinen Körper nicht schon am ersten Abend zu überfordern. Ich weiß, so kann man nicht immer essen aber einmal am Tag geht, finde ich. Nach der kleinen Stärkung lassen wir den Abend gemütlich ausklingen. Das Grundstück vom Kanu-Club-Uelzen liegt sehr schön an der Ilmenau und man merkt gar nicht, dass man eigentlich noch in der Stadt ist. Am nächsten Morgen scheint schon früh die Sonne und trocknet unser Zelt, während wir die Brötchen vertilgen, welche ich beim nahegelegenen Einkaufsladen ergattern konnte. Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren zu unserem Startpunkt in Emmendorf. So ersparen wir uns die Umtragestelle, sowie die Treidelstelle in Uelzen.
 
Schnell ist der Canadier abgeladen und an dem kleinen Holzsteg vertäut. Nun können wir ihn in Ruhe beladen und schauen, dass die Trimmung passt. Nachdem alles verstaut ist, geht es auch schon los. Die leichte Strömung hilft etwas mit. Der Wasserstand ist nicht besonders hoch, aber der kleine Schwall gleich hinter der Einsetzstelle kann ohne Grundberührung befahren werden.

Durch zahlreiche Kurven paddeln wir parallel zum Elbe Seitenkanal nordwärts. Nach etwas über 4 Kilometern kreuzen wir das erste Mal den Elbe Seitenkanal, besser gesagt fahren wir unter ihm hindurch. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Landgang und ziehen den Prospector aufs Ufer. Über eine Treppe gelangen wir nach oben zum Elbe Seitenkanal, von wo aus man einen schönen Blick über die unten fließende Ilmenau hat. Auch ein Binnenschiff ist sich nicht zu schade, zu unserer Unterhaltung genau in dem Moment über die Kanalbrücke zu fahren.




Nach einer kurzen Weile entern wir wieder die Sitzbänke des Canadiers und paddeln weiter. Viele umgestürzte Bäume liegen im Flusslauf und müssen umkurvt werden. Es ist zwar immer genug Platz um hindurch zu kommen, aber es ist teilweise schon ein spaßiger Zickzackkurs. Grundschläge sowie Bogen- und Ziehschläge geben sich die Klinke in die Hand, Nacken- und Schicksalsschläge lassen wir dafür aus. Nach ca. 3 Kilometern unterqueren wir erneut den Elbe Seitenkanal. Diesmal paddeln wir jedoch einfach weiter. Zahlreiche Libellen tanzen im Sonnenlicht um unser Boot herum. Geschickt wieseln die kleinen Hubschrauber in der Luft umher, darunter viele Gebänderte Prachtlibellen, einige Adonis Libellen und auch die größere Grüne Keiljungfer landet ab und an für eine kurze Rast auf meinem Rucksack oder dem Süllrand. Es macht wirklich Spaß ihrem quirligen Treiben zuzusehen. Dann und wann taucht auch ein Eisvogel vor uns auf und zischt pfeilschnell den Bachlauf entlang.

Wir erreichen den Kurort Bad Bevensen. Im Kurpark landen wir an und gehen in die nahe Fußgängerzone, wo ein Eiscafé für eine Pause lockt. Hier haben wir auch ca. die Hälfte der für heute geplanten Etappe geschafft. Nach der Erfrischung geht es weiter auf der Ilmenau am Kurpark entlang, bevor Bad Bevensen im nicht vorhandenen Rückspiegel wieder verschwindet.

Kurz darauf erreichen wir die Wassermühle in Medingen. Die Mühle mahlte früher Getreide und produzierte Strom, wobei sie wohl selbst heute noch Strom produzieren soll. Das weiß ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht, aber Google hilft mir später beim schreiben dieses Berichtes weiter ;-)
An der Mühle selber darf jedoch nicht mehr umgetragen werden, so dass man schon vorher an der Fußgängerbrücke aussteigen muss und dann eine ca. 900 Meter lange Portage vor sich hat. Also Canadier ausladen, Bootswagen zusammenbauen und den nun wieder beladenen Prospector über die Brücke den Fußweg entlang zur Wiedereinstiegsstelle schieben. Dies ist aber auch das einzige Hindernis auf unserer Tour und ein kleiner Spaziergang, noch dazu bei bestem Wetter, schadet nicht.

Nachdem der Canadier von seinen Rädern befreit und wieder in seinem eigentlichen Element schwimmt, geht die muntere Fahrt durch die norddeutsche Tiefebene auch schon weiter. Der Himmel zeigt sich noch bewölkt, aber die Sonne kämpft sich mehr und mehr durch. Noch immer zählen die Libellen zu unseren ständigen Begleitern. Leise glucksend schiebt sich der Canadier auf dem Fluss voran. Wir genießen das Wetter und den abwechslungsreichen Ausblick. Der Fluss wechselt zwischen Wiesen und dichtem Bewuchs hin und her. Es riecht nach frischem Heu und auf einer Weide grasen friedlich ein paar Schafe. Allerdings kann man regelmäßig die Eisenbahn auf der in der Nähe verlaufenden Strecke hören. Das Geräusch will nicht so wirklich zur Aussicht passen, wähnt man sich doch irgendwo weit draußen. An manchen Bäumen hängen an überhängenden Ästen kräftige Seile mit Knoten oder gleich eine Schaukel herunter und laden zum Absprung ins Wasser ein. Uns ist die Wassertemperatur jedoch noch nicht einladend genug, so das wir die Gelegenheiten ungenutzt vorbeiziehen lassen.
 
Wir erreichen nach ca. 23 Kilometern den Biwakplatz Wichmannsburg. Außer uns ist noch niemand anderes da, dass sieht an den Wochenenden deutlich anders aus. Wir bauen unser Zelt auf und richten uns ein. Später kommt noch ein einzelner Kajakfahrer und baut sein Zelt auf. Platz ist genug vorhanden. Wir sitzen in der Sonne vorm Zelt und lassen den Tag langsam ausklingen. Auf der Weide gegenüber grasen friedlich zwei schöne Pferde, es ist recht idyllisch obwohl der Biwakplatz mitten in dem kleinen Ort liegt. Lediglich die Autos, welche über die nahe Brücke fahren trüben das Gesamtbild ein wenig. Nach dem Abendessen bleiben wir noch eine ganze Zeit draußen sitzen und genießen den schönen Abend.



Nach einer ruhigen Nacht liegt am frühen Morgen Bodennebel über der Landschaft. Ein wundervoller Anblick. Die Pferde sind nur als dunkler Schatten wahrzunehmen und auf der Ilmenau wabern die Nebelschwaden umher. Die Geräusche der grasenden Pferde dringen nur gedämpft zu uns herüber.


Doch schon bald ringt die Sonne den Nebel nieder und es gibt einen strahlend blauen Himmel. Währen wir in aller Ruhe frühstücken trocknet unser Zelt ab, so das wir es später sauber verpacken können. Der Kajakfahrer hat schon längst zusammengepackt und ist wieder unterwegs, so dass wir den Platz wieder für uns alleine haben. Auch für uns wird es langsam Zeit unser Gepäck zusammen zu packen und den Canadier wieder zu Wasser zu lassen.

Kurz darauf durchqueren wir Bienenbüttel, anschließend fahren wir ein Stückchen parallel zur Bundesstraße 4, welche auch gut zu vernehmen ist. Danach wird es aber wieder einsamer und wir paddeln an Äckern, Wiesen und bewaldeten Teilstücken vorbei. Wir treffen einige Schwäne mit ihrem Nachwuchs, welche sich durch uns scheinbar nicht gestört fühlen. Zumindest zeigen sie keine Regung, während wir, mit dem größtmöglichen Abstand den der kleine Fluss hergibt, vorbeigleiten. Ein Schwanenpaar hat gleich neun kleine Küken dabei. Auch ein paar Kanadagänse kommen uns mit ihren Jungen entgegen.




Die Ilmenau mäandert bei Melbeck noch einmal schön, dann wird es weniger mit den Kurven und es geht etwas schneller voran. Irgendwo auf dem Feld arbeitet ein Trecker, zu sehen bekommen wir ihn jedoch nicht. Der Ort Deutsch Evern kündigt das baldige Ende unsere Tour an.

Vorbei an sozialem Wohnungsbau paddeln wir Richtung Lüneburg. Es ist schon beschämend zu sehen, mit welch einfachen Behausungen manche Leute zurechtkommen müssen. Nicht einmal für einen gescheiten Elbblick hat es gereicht…


Wir unterqueren die B209, nun sind es nur noch weniger Meter bis zu unserm Ziel Rote Schleuse, wo wir unser kleine Kanutour nach insgesamt ca. 39 Kilometern beenden.