Skandinavien
Wieder einmal verschlug es uns in den Norden. Wir hatten vor, unsere Ostseerunde die wir im Jahr 2001 in Estland beendet hatten, nun in Skandinavien fortzusetzen. Frühmorgens ging es per Autobahn nach Lübeck-Travemünde, wo die Peter Pan schon auf uns wartete (Na gut- auf ein paar hundert andere auch). Die Fahrt über die Ostsee verlief sehr ruhig und schon eher langweilig. In Trelleborg angekommen wurde die Ladung der Fähre schnell gelöscht. Sie bestand aus unseren zwei Landrover 110 und etwa 7348 Wohnwagen und Wohnmobilen. Dagegen ist der Fähranleger in Genua die reinste Off-Road Messe. Über Ystad kamen wir nach Käseberga, wo wir unser erstes Camp aufschlugen. Am Strand war noch das Öl zu sehen, welches von einem Tankerunfall in der Ostsee ein paar Wochen zuvor stammte. Die Schweden konnte das aber von einem Bad nicht abhalten. (Außerdem spart das ungemein Sonnenöl und die gewünschte Bräune stellt sich sehr schnell ein)
Nach einem Abstecher in die sehr schöne schwedische Schärenwelt kamen wir nach Stockholm. Von hier wollten wir mit der Autofähre nach Helsinki weiterfahren. Nachdem wir uns auf dem Autocamp-Platz im Stockholmer Stadtteil Langholmen niedergelassen hatten, ging es mit U-Bahn und Personenfähre in die Innenstadt und zu den Museen auf Djurgarden. Ein Muss für jeden Stockholmbesucher ist wohl das Vasa-Museum. Die Vasa ist zu ca. 95% im Original erhalten. Das Kriegsschiff war mit zwei Kanonendecks ausgestattet und ist schon bei der Probefahrt im Hafen von Stockholm gesunken, wo es über 300 Jahre auf dem Grund liegen blieb, anstatt wie geplant in den Krieg gegen Polen zu ziehen. Das haben die eigentlich sehr toleranten Schweden dem Schiff ziemlich übel genommen und daraufhin die Masten, welche noch ca. 15 Meter aus dem Wasser ragten, abgesägt.
Die Vasa
Am nächsten Tag sind Jens
und ich mit dem Kanu in Stockholm auf Entdeckungstour gegangen, während
Susanne und Dominic sich das Aqua-Museum angesehen haben. Am späten
Nachmittag ging es dann auf die Fähre der Vicking-Line. Vor Stockholm
sind ca. 20.000 Inseln vorgelagert. Es ist ein tolles Schauspiel wenn die
großen Fähren auf dem engen Fahrwasser zwischen den Inseln hin
und her manövrieren. Gegen Mitternacht erreichten wir die Aland Inseln,
wo wir einen Zwischenstopp einlegten. Vom Deck der Fähre aus hatten
wir einen super Ausblick über das Inselparadies.
|
|
Unterwegs mit der Fähre nach Helsinki
Von Helsinki aus ging es nach
einer Stadtbesichtigung weiter über Lahti und Kuopio nach Kuusamo.
Kurz vor Kuusamo ging mir doch tatsächlich der Sprit aus und Jens musste
uns die letzten Kilometer bis in die Stadt schleppen (Das wollte ich eigentlich
verheimlichen aber Jens wird es ja doch jedem erzählen ;-) ). Die
Tankstelle an der Landstraße zuvor war leider außer Betrieb.
Dafür tauchten hier erstmals Rentiere auf und wir fingen natürlich
auch gleich das Fotografieren an, unwissend das die Rentiere ab hier dann
zu unseren ständigen Begleitern gehören sollten. Es ist witzig
anzusehen, wenn die Tiere herumlaufen und dabei mit den Beinen wedeln als
ob sie ihre eigenen Hufe abschütteln wollten. Ihre Hörner sind
mit Fell bewachsen und fühlen sich ganz weich an. Außerdem sind
die Viecher, wenn richtig zubereitet, auch noch sehr schmackhaft.
|
|
|
Rentiere
|
Die Campsuche ist in Finnland
genauso einfach wie überall Skandinavien: Irgendein schönes
Plätzchen an einem See oder Fluss gibt es immer für ein
paar Touristen. Hält man sich an das skandinavische Jedermannsrecht
(Allemansretten), so gibt es nirgendwo Probleme. Das Jedermannsrecht besagt,
das ein jeder sich in der Natur aufhalten darf und sich daran erfreuen kann.
Das schließt das Campen außerhalb von Campingplätzen ein,
solange dadurch niemand gestört oder beeinträchtigt wird, verbietet
aber das Fahren abseits befestigter Wege. Ebenso ist es selbstverständlich,
dass der Müll wieder mitgenommen wird. An den Landstraßen gibt es sehr
viele Rastplätze und dort ist es kein Problem den Müll zu entsorgen.
Wir verließen, so oft es ging, die Hauptstraßen und fuhren auf
den kleinen Schotterpisten weiter nordwärts. In Inari, am gleichnamigen
großen See blieben wir zwei Tage auf einem Campingplatz. Der See ist
sehr groß, stark verwinkelt und super schön. Jens und ich gingen
mit einem gemieteten Kanu paddeln, während Susi und Nicky baden waren.
Unterwegs auf dem See sahen wir ein paar junge Finnen, die mit ihrem Snowmobil
auf dem See herumfuhren. Es ist schon merkwürdig, wenn man in kurzen
Hosen im Kanu sitzt und es kommt ein Snowmobil vorbei...
|
|
|
Am Inari |
Auf unserer Weiterfahrt machten
wir einen Abstecher nach Kirkenes. Unterwegs, an einer Stromschnelle des
Näätämöjoki (ich kann nichts dafür, der Fluss
hieß wirklich so) konnten wir dann Lachse bei ihrer Wanderung beobachten.
Von Kirkenes, dem östlichstem Punkt unserer Reise ging es über
das Borselvfjell weiter zur Insel Mageroy, denn wir wollten wie es sich
für Touristen halt gehört, dem Nordkap einen Besuch abstatten.
In Kirkenes selbst gibt es, außer den norwegischen und den verrosteten
russischen Fischtrawlern, nicht allzuzviel zu sehen.
Lachs im Näätämöjoki
Camp im Borselvfjell
Die Insel Mageroy
Am Nordkap angekommen hatten wir glücklicherweise super Wetter und konnten so eine tolle Aussicht genießen. Nach den obligatorischen Fotos und dem Aufkleberkauf machten wir uns wieder auf den Weg, denn wir wollten weiter nach Hammerfest. Nach einem Stadtrundgang in der nördlichsten Stadt Norwegens machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal südwärts. Quer durch die Finnmark kamen wir über Kautokeino erneut nach Finnland.
Das Nordkap
Weiter ging es in den schwedischen
Teil Lapplands, wo wir in Gällivare angekommen auf dem Campingplatz
von Peter Öjerskog angesprochen wurden. Er organisiert jedes Jahr
die Schweden Offroad-Tour und in zwei Tagen sei ein weiterer Event ca. 120
Kilometer entfernt bei Kiruna geplant. Wir beschlossen daran teilzunehmen,
was jedoch bedeutete wieder umzudrehen und Richtung Norden zu fahren. Auf
einer Shooting-Range (Truppen-Übungsplatz) konnten wir dann nach Lust
und Laune Off-Road fahren, was wir auch ausgiebig nutzten. Im Anschluss
an das (leckere) Buffet am Abend fuhren wir noch mit einigen Geländewagen
auf den Berg Luossavaara, um einen Blick auf die Mitternachtssonne zu erhaschen.
Das wurde jedoch durch zu starke Bewölkung vereitelt. Der Ausblick
hat sich jedoch allemal gelohnt.
|
|
Offroad |
|
Blick vom Loussavaara um Mitternacht
Tags darauf besichtigten wir das
Eisenerzbergwerk der LKAB. Dieses Bergwerk ist mit seinen über 400 Kilometer
unterirdischem Stollen und Straßen das größte Bergwerk der
Welt. Mit einem Bus wurden wir auf 545 Meter Tiefe gefahren, wo eine Besuchersole
angelegt war. Nach einem Film über die Entstehung und Entwicklung der
LKAB gab es eine Führung durch das Bergwerg, wo die Bergbaumaschinen
besichtigt werden konnten und auch ein Museum untergebracht war.
|
Im Bergwerk
|
Unser nächstes Ziel war der Storforsen, die größten Stromschnellen Europas, am Fluss Pite Älv. Neben den 800 Meter langen Stromschnellen sind überall kleine Seen und Schluchten entstanden, die sich hervorragend als natürliche Badeanstalt eignen. Von dort ging es über ca. 80Km Schotterpisten nach Trollholmen, einer Insel im Pite Älv, welche von Stromschnellen umgeben ist.
|
|
Storforsen |
Trollforsen rechts ist einer der berüchtigten Trolle zu sehen |
Auf dem Weg nach Arvidsjaur kamen wir durch Moskosel, wo wir einen Halt bei der Firma Moskoselkatan machten (die stellen die genialen Katans/Tippis her). In Arvidsjaur steht die größte intakte Kirchstadt der Lappen in der Welt.
Lappenstadt in Arvidsjaur
Der Tännforsen, die nächste Station unserer Reise liegt nahe der E14 hinter Järpen in Richtung Trondheim/Norwegen. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch eines der besten Skigebiete Schwedens, hier sind auch die Olympia-Trainingscenter zu finden. Der Tännforsen gehört einer Fallhöhe von 37 Metern und einer Breite von ca. 60 Metern zu den größten Wasserfällen Schwedens.
der Tännforsen |
|
Hütte am Wegesrand |
Da wir zu diesem Zeitpunkt schon
seit geraumer Zeit durch das Innland gefahren waren, sahen wir uns genötigt
die schwedische Ostseeküste mit unserer Anwesenheit zu dekorieren.
Der E14 folgend kamen wir über Östersund, Sundsvall und Hudviksvall
nach Hornslandet, einer Halbinsel in der Ostsee, welche wir umrundeten.
Weiter verlief unsere Route an der Küste entlang durch Söderhamm
und Gävle nach Ängskär, einem kleinen Ort mit einem Campingplatz
direkt an der Ostsee. Hier feierten wir Susis Geburtstag und faulenzten
oder gingen baden, obwohl die Ostsee hier sehr kalt war. Nach zwei Tagen
machten wir uns wieder auf den Weg. Ich hatte in einem Prospekt etwas von
dem größten erhaltenen Fischerort in der Gegend gelesen und da
wollte ich hin. Fägelsundet ist tatsächlich ein sehr Idyllischer
alter Ort an der Küste. Nach einer Besichtigung des Ortes, zog es uns
wieder ins Innland.
Fägelsundet
|
|
|
|
Auf zum Teil tollen Schotterstraßen fuhren wir über Uppsala und Enköping an die Mälaren, einem Seengebiet, welches von Köping bis zum über 100 Kilometer entfernten Stockholm reicht. Auf einem Campingplatz in Bredsand blieben wir weitere zwei Tage. Zum Platz gehörte ein schöner Badestrand und das Wasser war angenehm warm. Eigentlich hatten wir vorgehabt hier noch einmal ein Kanu zu mieten, aber es war uns einfach zu heiß zum paddeln. So verbrachten wir die Zeit mit baden, lesen und essen gehen.
Im weiteren Verlauf unserer Tour
trafen wir bei Motola auf den zweitgrößten See Schwedens, dem
Vättern See. Wir fuhren am Ostufer hinunter in Richtung Jönköping.
Mittlerweile waren die Straßen weitaus voller als es in Lappland
der Fall war und das Wildcampen gestaltete sich durch eine wesentlich dichtere
Besiedelung schwieriger, so das wir abermals einen Campingplatz in der
Nähe von Gränna aufsuchten.
Den Elchpark in Kosta war das nächste Ziel,
welches wir mit unserer Gegenwart belästigten. Er hat uns nicht wirklich
gefallen und so machten wir uns früh auf die Suche nach einem geeigneten
Camp. Am Laen See fanden wir einen traumhaft schönen, einsamen Platz
direkt am Wasser. Abends kamen noch ein paar Fischer und legten ihre Fangkörbe
aus. (Übrigens lag der See in der Nähe von Blödvik. Wir
waren ja schon an Sandvik und Rörvik vorbeigekommen und in einem Ort
gab es sogar Vikhallen, aber es so zu übertreiben bis man Blöd
wird?)
Im Elchpark
|
|
|
Am See Laen
|
|
Böda Hamn
|
hinter Ronneby an der Küste |
|
Ystad war die letzte Stadt in
diesem Urlaub, welche wir besichtigten. Als begeisterter Henning Mankell
Leser musste ich natürlich in die Mariagatan. Nach einem Stadtbummel
ging es dann nach Trelleborg auf den Campingplatz und von dort anderntags
auf die Fähre, welche uns wieder sicher nach Lübeck brachte.
In den 5 Wochen haben wir 7814 Kilometer zurückgelegt
und dabei keine nennenswerte Panne gehabt. Skandinavien als Urlaubsziel
wird bei unseren künftigen Reiseplanungen sicherlich wieder berücksichtigt
werden. Das nächste mal werde ich aber eigene Kanus dabeihaben ;-)