Rumänien 2008


Der kleine Ort Schierke im Ostharz ist die erste Station unserer dritten Reise nach Rumänien. Susanne und ich besuchen noch ein paar der kleinen Bahnhöfe der Brockenbahn mit ihren schmalspur Dampfloks, doch das schlechte Wetter treibt uns schnell weiter nach Leipzig und von dort aus ins Elbsandsteingebirge. Nach dem Besuch der Bastei wandern wir noch auf den Pfaffenstein, um uns die berühmte Felsnadel Babarine anzusehen. Das ist für uns staatlich anerkannte Bewegungslegastheniker schon ein recht anstrengender Aufstieg. Auch den in der Karte verzeichneten Lichtenhainer Wasserfall statten wir einen Besuch ab. Das ist schon eine Frechheit mit diesem Rinnsal, welcher ab und an künstlich erweitert wird, Werbung zu machen. Weiter geht unsere Reise von der sächsischen Schweiz in den Nationalpark böhmische Schweiz, und dort zur Edmund Klamm, die wir durchwandern und uns mit einem kleinen Boot durch einen Teil der Klamm staken lassen. Die Landschaft im Elbsandsteingebirge ähnelt sich in beiden Ländern sehr, sogar die Abzocke bei den Parkplätzen ist die gleiche...

 

 

   

 

 

   

In der Tschechei stößt dann am frühen Morgen Jens zu uns und hat frische Brötchen dabei. Mit zwei Landys geht's nun weiter gen Süden. Die Fahrt durch die Tschechei und der Slowakei ist auf der Autobahn in einem Rutsch nach ein paar Stunden erledigt. In der Slowakai schlagen wir unser Camp unweit der Donau auf. Am folgenden Tag geht's weiter nach Budapest und ab da durch die Puszta Richtung Rumänien. In dem kleinen Grenzort Petea im Norden Rumäniens reisen wir nach einem flüchtigen Blick der Zöllner auf unsere Ausweise ein. Sofort fühlen wir uns wieder an vorherige Reisen erinnert, die Straßen sind mit Schlaglöchern unterschiedlichster Größe und Form verziert, die Leute sitzen auf den Bänken vor ihren Häusern und wir treffen überall wieder auf Pferdefuhrwerke. Über Satu Mare und entlang des Somes gelangen wir durch kleine Dörfer nach Baia Mare. Hier lasse ich einen defekten Schlauch aus einem Hinterrad meines Landys flicken. Wir haben die Stadt noch nicht verlassen, da ist der Reifen schon wieder platt..., also zurück und erneut den Reifen flicken lassen. Diese Reparatur sollte dann auch nur die nächsten 2 Wochen halten ;-(  Abgelenkt durch den dekorativen Wandschmuck in der Werkstatt, ist mit entgangen das der Mechaniker unsauber gearbeitet hat und dadurch Sand zwischen Reifen und Schlauch gelangte.




 

Weiter geht es durch die Kommune Maramures, wir wollen nach Viseu de Sus, um dort noch einmal, wie schon im vergangenen Jahr mit der Wassertalbahn zu fahren. Hieraus wird jedoch nichts, vor wenigen Tagen sind einige Flüsse wie der Somes und die Viseu durch starke Regenfälle über die Ufer getreten und haben viele Schäden verursacht. Wir sehen oftmals durch die Fluten ramponierte Möbel vor den Häusern stehen und frisch gereinigte Teppiche hängen zum Trocknen über den Zäunen. Einige Brücken auf den Nebenstraßen sind zerstört, die Wassertalbahn wird für mehrere Monate nicht fahren können. Auch wir müssen mehrfach von unserer Route abweichen weil Straßen durch Erdrutsche unpassierbar oder Brücken zerstört sind.


 



Bei Vatra Dornei verlassen wir wieder die gerade zuvor erreichte Hauptstrasse und versuchen auf den Nebenstraßen über Bilbor zum Lacu Rosu zu gelangen. Das Navi preist aggressiv einen Weg an, welcher auch mit viel gutem Willen und genauem Betrachten der Landschaft nicht gefunden werden kann. So nehmen wir, trotz der schrillen Warnung des Navis wir würden direkt in die Hölle oder schlimmeres fahren, die von den Ortskundigen vorgeschlagene Route. Da diese Wege jedoch im Navi nicht eingezeichnet sind, zieht sich selbiges verbockt zurück und flunkert nur noch dann und wann herum sich in der Gegend auszukennen. Unser rumänischer Straßenatlas steckt scheinbar mit dem Navi unter einer Decke und gibt somit auch keine verlässlichen Informationen preis.

Der Lacu Rosu, ein See, wo nach einem Erdrutsch 1838 ein Teil eines Waldes versunken ist und die Stümpfe der Kiefern noch heute aus dem Wasser ragen und die Bicaz Klamm sind wie schon 2005 unser nächstes Ziel. Wir umfahren die Klamm zunächst südlich durch das Muntii Hâsmâs  um dann anschließend durch die Klamm zu fahren. Dieses sehr ruhige Seitental ist eine willkommene Abwechslung zu der überlaufenen Klamm, wo man vor lauter Nippesbuden und Touristenbussen nicht mehr weiß wo man laufen soll.

 

 

 

Über Georgheni fahren wir weiter auf kleinen Nebenstraßen in Richtung Südwest, wo uns mangels Hinweisschilder erneut trotz Karte und GPS die Orientierung schwer fällt. Die Wege verlaufen anders als in den Karten verzeichnet oder es gibt sie in den Karten gar nicht. So bleibt nur das Nachfragen bei den Einheimischen um das gewünschte Ziel zu erreichen. Es ist schon seltsam wie viele Wege doch, selbst in den mit topografischen Karten des Landes ausgestatteten GPS Geräten, falsch eingezeichnet sind. Auf dem Weg zwischen Cata und Roades treffen wir auf einem Hügel ehemalige Sachsen aus der Region, welche hier in der alten Heimat auf Urlaub unterwegs sind. Als wir nach dem Weg fragen wollen werden wir sogleich eingeladen zu bleiben, es würden noch weitere Leute kommen und man wolle auf dem Hügel Wildgulasch zubereiten und grillen.


Nach einem Abstecher nach Beia um die dortige Wehrkirche zu besichtigen (was uns leider verwehrt wurde, weil Vandalen das Innere der Kirche zerstört haben) kehren wir auf den Hügel zurück, da wir dort wieder vorbei müssen um nach Roades zu gelangen. Heinrich und Hermine wiederholen ihre Einladung zum Essen zu bleiben und bei einem gemütlichen Bierchen oder auch Zweien beschließen wir die Einladung anzunehmen und zu bleiben. Zu dem Bier gibt es leckeren Selbstgebrannten oder Whiskey, je nach Wunsch. Nach und nach treffen weitere ehemalige und noch immer dort lebende Sachsen sowie einheimische Rumänen zu dem Festschmaus ein. In der Nacht zuvor haben sie einen Bock geschossen, welcher nun in einem großen Topf über dem Feuer schmort. Bis das Wild fertig gegart ist gibt es zwischenzeitlich gegrillte Micis und Brot mit hausgemachter Salami. Später am Abend kommt noch der Bürgermeister der umliegenden Gemeinden hinzu. Seine erste Frage an Heinrich ist ob wir auch ordentlich bewirtet wurden. Gery, einer der Anwesenden gibt uns dann eine konkrete Wegbeschreibung nach Roades und nennt uns noch einen Ansprechpartner für die Wehrkirche, welche wir am nächsten Tag besichtigen wollen.

 

 


Die Kirche von Viscri soll die letzte Wehrkirche unseres diesjährigen Urlaubes sein, die wir besichtigen wollen. Dieses Bauwerk ist wohl neben Birtan eine der schönsten und auch am besten erhaltenen Kirchenburgen in Rumänien. Dadurch, dass sie etwas abseits der Hauptstrassen liegt, ist sie auch nicht so stark besucht. Ein kleines Museum ist ebenfalls in der Wehrkirche untergebracht.

Hermannstadt bzw. Sibiu, die ehemalige Hauptstadt Siebenbürgens, ist das nächste Ziel welches wir ansteuern. Das Stadtzentrum mit seiner Altstadt ist sehr schön und überall laden Cafes und Restaurants in der Fußgängerzone zum verweilen ein. Bei strahlendem Sonnenschein ist der Brunnen am Marktplatz Anziehungspunkt für jung und alt.


 



Entlang des Olt fahren wir westwärts und biegen bald rechts ab um das Fâgâras Gebirge, dem höchsten Teil der Karpaten zu überqueren. Zuvor jedoch muss der schon 2 Mal geflickte Reifen erneut zum Vulkanizare, so nennen sich die Reifendoktoren in Rumänien. Diesmal wird der Reifen genauestens vom Mechaniker überprüft, der schadhafte Schlauch gegen einen neuen getauscht und der Sand, welcher den Schlauch erneut durchgescheuert hat aus dem Reifen entfernt. Nun nehmen wir die DN 7C, auch Transfâgâras genannt unter die frisch mit Luft versorgten Räder. Wir folgen der sehr gut ausgebauten Straße über den Pass bis hinter den Stausee und suchen uns ab dort lieber wieder über kleinere Nebenstrecken einen Weg nach Süden.

 

 

 

Südlich des Muntii Fâgâras wenden wir uns nach Westen, den Südkarpaten zu. Über die DN73C und der DN67 fahren wir über Curtea de Arges und an Râmnicu Vâlcea vorbei in die unteren Ausläufer der Südkarpaten. Bei Pietreni besuchen wir Bekannte und werden auch gleich wieder sehr herzlich aufgenommen. Gegen Abend machen wir uns alle zusammen auf den Weg zum Mânâstire Pâtrunsâ. Dieses Kloster liegt auf etwa 1400 über NN und kann nur zu Fuß erreicht werden. Alle benötigten Baumaterialien, sowie alle Lebensmittel usw. für die Mönche werden auf der Schulter oder mit Lastpferden über kleine ausgetretene Pfade den Berg hinaufgetragen. Ein kleines Stückchen oberhalb des Klosters besitzt Vassile zwei Hütten, in welchen wir übernachten, da es mittlerweile dunkel geworden und ein Abstieg somit nicht mehr möglich ist. Am nächsten Morgen besichtigen wir die kleine orthodoxe Kapelle sowie auch die große evangelische Kirche, welche in nur 4 Jahren erbaut wurde, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

 


Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns wieder von unseren Bekannten. Beladen mit frischem Honig von Vassiles Bienen und reichlich frischen Gemüse und Obst aus dem Garten geht die Fahrt weiter. Auf der DN67C gelangen wir über Novaci nach Rânca, einem neu entstehenden Skigebiet. Noch innerhalb des Ortes geht die Straße in eine Schotterpiste über, welche sich dann in über 2100 m Höhe über den Urdele Pass windet. Die Wolken hängen tief, so das wir teilweise wie durch dichten Nebel, welcher schnell an uns vorbei gleitet, fahren. Reißt die Wolkendecke mal auf, so hat man eine herrliche Aussicht auf die grandiose Berglandschaft.

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Teilweise liegen noch Schneereste an den Hängen und auf saftig grünen Wiesen sind immer wieder Schafherden zu entdecken. Auch wenn wir hier die Baumgrenze überschritten haben, so ist die Daciagrenze noch lange nicht erreicht. Die Einheimischen fahren mit diesen rumänischen Lizensnachbauten eines alten Renaults diese Piste jeden Tag, solange sie frei von Schnee ist. Bei den größeren Bodenlöchern oder herausstehenden Felsen steigen alle Passagiere aus um das Auto leichter zu machen. Zur Not wird das Gefährt an den Kotflügeln ein bisschen mit angehoben und über das Hindernis manövriert. Auch treffen wir auf Touristen aus Bukarest welche, sichtlich überfordert und abgenervt von den Straßenverhältnissen, versuchen ihr Fahrzeug möglichst schadlos über die Strecke zu bringen.

 

An der gleichen Stelle wie im vorigen Jahr schlagen wir unser Camp unweit der Piste auf. Nach einer erfrischenden Dusche aus dem Wassersack sind bei dem vorherrschenden Wind die Kohlen auf dem Grill schnell durchgeglüht und das Fleisch liegt auf dem Rost. Durch den leckeren Geruch angelockt, gesellt sich ein Hirtenhund in der Hoffnung auf einen Leckerbissen zu uns. Wir können den hungrigen Augen auch nicht lange standhalten...Am nächsten Morgen, pünktlich zum Frühstück steht unser kleiner Freund dann auch wieder auf der Matte. Wir staunen nicht schlecht als wir bemerken dass er noch 2 Kumpels mitgebracht hat. Kurze Zeit später folgt ihnen dann auch noch ein Hirte samt Schafherde.

Der blaue Himmel ist mit vielen Schäfchenwolken garniert, die Piste wechselt zwischen staubigen Abschnitten in der offenen Landschaft und von Pfützen übersäht in den Wäldern munter ihr Antlitz. Die schöne Landschaft, das gute Wetter und der Umstand dass es Wochenende ist, zieht die Menschen hinaus in die Bergwelt. Wir treffen auf Quads, Motorradfahrer und Wanderer. Überall an den Flüssen wird gecampt und gegrillt. Wir folgen weiterhin der 67C, vorbei an Kiefernwäldern, kleinen Flüssen und zwei Stauseen von Schlagloch zu Schlagloch bis nach Sugag. Ab hier ist die Straße wieder geteert, bis nach Sebes ist es jetzt nur noch ein Katzensprung.

 

 

Von dort aus geht es weiter über Alba Iulia, Zlatna und Abrud hinauf ins Muntele Mare. Wir fahren über kleine Schotterpisten durch eine reizvolle Berglandschaft hinüber in den Nationalpark Apuseni. Überall in den Tälern verstreut finden sich kleine Holzsägereien und landwirtschaftliche Betriebe. Durch die offenen Fenster zieht der Duft von frisch gesägtem Holz, dicht gefolgt von dem hellen Staub der Piste, welcher sich im Landy vorwiegend auf den dunklen Flächen niederlässt. Das Navi brabbelt fröhlich Falschinformationen vor sich hin und von den, auf einem großen Schild angekündigten, Tieren lässt sich keines Blicken. An einem klaren Gebirgsfluss machen wir Rast um zu baden. Susi, unsere Wasserratte ist auch kaum wieder aus dem Wasser zu bekommen, so beschließen wir den Tag hier ausklingen zu lassen und schlagen direkt vor Ort unser Lager auf.

 

 

Oradea ist unsere letzte Station in Rumänien auf dieser Reise. Wenn man durch die nicht gerade sehenswerte Vorstadt fährt, mag man kaum glauben was für eine schöne Altstadt einen im Zentrum erwartet. Wir parken direkt am Epikopal-Palast und erkunden die Innenstadt. In einem großen Irish Pub essen wir gut und günstig, anschließend wird das letzte rumänische Geld in Souvenirs angelegt.

 

Bei Bors fahren wir über die Grenze nach Ungarn und dort über die E60 wieder durch die flache Puszta bis nach Budapest. Ab hier geht es wieder auf die Autobahn Richtung Heimat. Im tschechischen Grenzgebiet zu Deutschland lassen wir diesen Urlaub mit einer Rundtour auf kleinen Nebenstrecken ausklingen. Wir fahren durch eine hügelige Landschaft über Wiesen und Felder, genießen ein letztes Mal die Ruhe und Abgeschiedenheit bevor uns der Alltagsstress wieder einholt.

 

Rumänien war auch dieses Mal wieder eine besondere Reise, die Herzlichkeit der Menschen und die grandiose Landschaft begeistern uns jedes Mal aufs Neue.

Also, bis zum nächsten Mal...